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H wie Habicht - Helen Macdonald

In H wie Habicht* beschreibt Helen Macdonald ihre Geschichte der Abrichtung eines Habichts und wie sie sich dabei immer mehr in die Falknerei vertieft.

Helen Macdonald ist eine britische Autorin und Historikerin. Sie schreibt für das New York Times Magazin. Ihr Buch H wie Habicht wurde zum Weltbestseller und sie bekam mehrere Preise dafür verliehen. Mittlerweile hat sie mehrere Bücher über Vögel veröffentlicht.

H wie Habicht* erzählt im Grunde drei verschiedene Geschichten. Erstens Macdonalds Reaktion auf den Tod ihres Vaters. Dieses Ereignis ist der Auslöser dafür, dass sie sich, um ihre Trauer zu bewältigen, einen Habicht zulegt und in der Folge dieses Buch verfasst. Zweitens erzählt sie darin die Geschichte der Abrichtung ihres Habichtweibchens Mabel. Dabei bringt sie einem die Arbeit der Falknerei mit ihren speziellen Arbeitsmethoden und dem eigenen Vokabular näher. Sie geht auch auf die besonderen Schwierigkeiten bei der Abrichtung von Habichten ein, die als sehr scheu gelten. Drittens baut sie eine Art Biografie des englischen Schriftstellers T.H. White ein, dessen Buch „The Goshawk“ sie als Kind fasziniert hat. Dort verknüpft sie Whites Geschichte einer gescheiterten Habichtsabrichtung mit einer Art Kulturgeschichte der englischen Falknerei, die in den elitären Kreisen des englischen Adels betrieben wurde und in der sich Welt- und Gesellschaftsbilder manifestierten.

Macdonald beschreibt, mit welcher Hingabe und welchem Aufwand sie sich der Abrichtung des Habichts widmet. Sie richtet ihr ganzes Leben nach dem Vogel aus und isoliert sich damit immer mehr von ihrem sozialen Umfeld. Zu Ende des Buchs schildert sie, ob und wie ihr dieser radikale Rückzug und Fokus auf die Natur bei der Bewältigung ihrer Trauer geholfen hat. Letztendlich ist H wie Habicht nämlich ein Buch eines Menschen, der die Suche nach Trost in der Natur auf extreme Weise gelebt hat.

„Wir sind sehr schlecht darin, uns andere als die gewohnten Dimensionen vorzustellen. Alles, was im Boden lebt, ist zu klein, als dass man sich groß darum kümmern müsste; der Klimawandel wiederum ist zu groß, als dass man ihn sich vorstellen könnte. Und was zeitliche Dimensionen angeht, sind wir nicht viel besser. Wir können uns nicht daran erinnern, was vor uns hier lebte, und wir können nicht lieben, was nicht ist. Ebenso wenig können wir uns vorstellen, was anders sein wird, wenn wir tot sind. Wir leben unsere siebzig plus Jahre aus und knüpfen unsere Knoten und Schnüre nur ans uns selbst. Wir trösten uns mit Bildern und fegen die Hügel der Geschichte blank. Und nicht nur die Hügel der Geschichte - auch die des Lebens. All das hier mag an das gute alte England erinnern, aber es ähnelt mitnichten dem Land von vor vierhundert, ja noch nicht einmal von vor einhundert Jahren. Ich bin fast zuhause und immer noch furchtbar traurig, wütend und aufgebracht. Ich wünschte, wir würden nicht für Landschaften, für ein Land kämpfen, das uns daran erinnert, wer wir vermeintlich sind. Ich wünschte wir würden stattdessen für Landschaften, für eine Natur kämpfen, in der das Leben in all seiner Vielfalt, in all seinen Ausprägungs- und Erscheinungsformen freien Lauf hat.“

Für mich als jemanden der keinerlei Erfahrung mit der Falknerei hat, war dieses Buch sehr interessant. Der Habicht ist ein in Deutschland relativ weit verbreiteter riesiger Greifvogel, den aber wohl die wenigsten überhaupt mal zu Gesicht bekommen haben, da er so scheu ist. Macdonald erzählt so viel über die Falknerei, die Arbeitsmethoden, das Vokabular, die Geschichte und die Biologie der Vögel, dass man auf den knapp 400 Seiten des Buches das Gefühl hat, einen umfänglichen Blick auf die Falknerei zu erhalten. Auch wenn man sich gelegentlich fragt, wieso sie so viel über White und seine Geschichte schreibt, haben mir diese Inhalte dann doch besonders gut gefallen, da man so gut die Lebenswelt der englischen elitären Herren des 19. Jahrhunderts kennenlernt, die die Falknerei und viele andere Bereiche so stark geprägt haben. Man erfährt viel über die Abrichtung, die Biologie und das Verhalten erfährt, trotzdem bleibt bei einem vor allem der Eindruck der Falknereikultur hängen. Helen Macdonald verpackt diese Fülle an Informationen mit einer wunderschönen Sprache und lässt immer wieder ihrer Faszination für ihren Habicht freien Raum.

Helen Macdonald hat mittlerweile noch die Bücher Abendflüge* und Falke; Biografie eines Räubers* veröffentlicht, zu denen in Kürze auch Rezensionen folgen.

Hier kannst Du H wie Habicht von Helen Macdonald bestellen*.





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