"Auerhuhn - Ein Urvogel verschwindet“ von Peter Berthold* ist ein Buch, in dem er die selten gewordenen Hühner und seine jahrzehntelange Forschung zu ihnen beschreibt. Das Buch ist 2021 im Kosmos Verlag erschienen.
Peter Berthold ist wahrscheinlich der renommierteste deutsche Ornithologe. Er war 14 Jahre lang Leiter der Vogelwarte Radolfzell der Max-Planck-Gesellschaft und ist Autor zahlreicher Bücher, an denen kein Vogelinteressierter vorbeikommt.

"Auerhuhn"* ist vom Autor als eine Art Denkmal für die aussterbende Art gedacht, der den Umstand ändern möchte, dass nach eigenen Angaben nur ca. 1% der deutschen Bevölkerung überhaupt vom Auerhuhn weiß. Berthold leitet das Buch mit ein paar persönlichen Geschichten darüber ein, wie er zur Auerhuhnforschung und -begeisterung kam. Dann folgt ein ausführliches Porträt der Auerhühner, in dem er Lebensraum, Aussehen, Balzverhalten, Brutaufzucht und weitere Dinge erklärt. Er geht auf seine zahlreichen Beobachtungsausflüge ein und erklärt, welche Methoden er entwickelt hat, um die äußerst scheuen Auerhühner zu beobachten, ohne diese zu stören. Darauf folgt eine Beschreibung von Bertholds schönsten Beobachtungsmomenten, bei denen er unter anderem gesehen hat, wie ein Auerhahn aus einem Schneeiglu kommt. Er berichtet auch von Begegnungen und Diskussionen mit Jägern und anderen Menschen im Wald, die nicht immer ganz einverstanden mit seiner Anwesenheit waren. Er geht auch auf die Entwicklung der Auerhuhnbestände und die Hauptursachen für deren Ausrottung in Deutschland ein. Gegen Ende geht er ausführlich auf seine Forschung zu den Auerhühnern ein. Dabei ist besonders interessant, welche Methoden er angewendet hat, um zu bestimmten Erkenntnissen zu gelangen. Welche Maßnahmen er aus diesen Erkenntnissen für einen effektiven Schutz der Auerhühner ableitet, stellt er in einem eigenen Kapitel dar, anschließend analysiert er sogar die Fehler des heutigen Auerhuhnschutzes und erklärt, wieso dieser nicht ausgereicht hat, um die Vögel zu erhalten. Wirkliche Highlights des Buches sind die letzten beiden Kapitel. Im vorletzten widmet sich Berthold der Schuldfrage des Aussterbens. Hier spürt man in jedem Wort den Frust eines Menschen, der jahrzehntelang für den Erhalt der Auerhühner gekämpft hat. Daran schließt ein zynischer Ausblick ins Jahr 2070 an, in dem sich ein Mann nach Lektüre von Bertholds Buch in den Schwarzwald aufmacht, um die letzten Überreste der Auerhühner zu entdecken.
Besonders gut hat mir die Struktur des Buches gefallen. Berthold widmet dem reinen Faktenwissen zu den Auerhühnern eigene Kapitel und schreibt über seine persönlichen Geschichten und Erfahrungen in anderen. So weiß man genau, in welchem Kapitel man nachschlagen muss, wenn man etwas bestimmtes zu den Vögeln nachlesen möchte. Wenn man sich für die persönlichen Forschungs- und Beobachtungserfahrungen von einem der renommiertesten Ornithologen weltweit interessiert, erfährt man in den anderen Kapiteln sehr viel darüber. Es ist bemerkenswert, wie Berthold es schafft, so eine riesige Menge an Fachwissen auf so persönliche und unterhaltsame Art zu verpacken.
Hier findest du nochmal den Link zum Buch.*
Wer ein ähnlich gutes Buch über Kraniche, ebenfalls sehr faszinierende Vögel, lesen möchte, dem empfehle ich „Der Ruf der Kraniche“ von Peter Weßling. Zu meiner Rezension findest du hier.
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